Emil Horowitz ist Journalist und Schriftsteller. Zudem
schreibt er seit über zehn Jahren auch als Ghostwriter für Fachliteratur und
Belletristik. Er stößt mit seinen Büchern häufig brisante Themen an und das hat
er auch mit seinem neusten Buch getan.
Gespräche auf einem absurden Planeten ist am 30.07.2018 bei
neobooks erschienen.
Haben Sie schon in Ihrer Kindheit Geschichten geschrieben?
Lustig, dass Sie das fragen, es erinnert mich an meine erste
Erfahrung mit dem Schriftstellertum, die allerdings frustrierend verlief. In
der dritten Klasse Volksschule erhielten wir von unserer Deutschlehrerin die
Hausaufgabe, einen Aufsatz über den letzten Ausflug oder den letzten Urlaub zu
schreiben, den wir mit unseren Eltern gemacht haben. Ich machte daraus eine
Kurzerzählung über ein traumatisches Erlebnis, bei dem ich als einziges Kind
unter lauter Erwachsenen ein Martyrium aus Langeweile und bohrenden Fragen über
die unterschiedlichsten Schulthemen erdulden musste. Als ich den benoteten
Aufsatz zurückbekam, stand eine leuchtend rote Fünf darauf, ergänzt mit dem
Zusatz. „Abschreiben lohnt sich nicht!“. Die wackere Lehrerin konnte sich
einfach nicht vorstellen, dass ein Junge meines Alters derart ausgefeilt
formulieren könne.
Woher bekommen Sie Ihre Ideen? Vielleicht ist eine Quelle
auch ihr Job als Journalist?
Das lässt sich mit einem Wort beantworten: Lebenserfahrung.
Im Laufe des Lebens wird man mit genügend absurden Situationen konfrontiert,
die Basis für die schriftstellerische Tätigkeit liefern – wenn man mit der Zeit
lernt, genau hinzusehen und hinzuhören. Dann lernt man schnell, auch hinter die
Kulissen des Geschehens zu blicken.
Ist der Beruf des Journalisten gut mit dem Autor sein
vereinbar?
Die beiden Berufsbilder kollidieren nicht, im Gegenteil. Die
journalistische Arbeit vermittelt dem Schriftsteller in mir wichtiges Rüstzeug:
diszipliniertes Arbeiten und das Schreiben auf einen Termin hin.
Warum haben Sie sich für Self-Publishing entschieden?
Im Grunde war das keine Entscheidung, es war die einzige
Möglichkeit. Wer selbst schreibt und versucht, für seine Arbeit einen Verlag zu
finden, weiß, was ich meine. Die Verlage werden mit Manuskripten und
Manuskriptangeboten überflutet und können nur einen verschwindend kleinen
Anteil davon realisieren. Als noch nicht bekannter Autor einen Verlag zu
finden, kommt von der Wahrscheinlichkeit her einem Fünfer oder Sechser im Lotto
gleich.
Sie behandeln in Ihren Büchern sehr kontroverse Themen.
Wollen Sie damit Aufmerksamkeit auf diese lenken und machen Sie sich Gedanken
darüber, wie ein Kapitel wie „Kleines Judenhasser-Kompendium“ in der
Öffentlichkeit aufgenommen wird?
Kontroverse Themen sind für mich ein Hauptgrund für das
Schreiben. Ich gehöre zu den versponnenen Sozialromantikern, die glauben, dass
man Verhältnisse über die Literatur zum Besseren verändern kann, weil man die
Menschen nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern auf dem Weg über die Unterhaltung
erreicht. Aus diesem Grund wähle ich auch oft das Mittel der Ironie und des
Humors bei der Bearbeitung besonders kritischer Themen. Mel Brooks sagte
während eines Interviews zu seinem Film Sein oder nicht sein: „Wenn vor
Entsetzen das Blut in den Adern gefriert, bleibt nur noch das Lachen.“ Das ist
auch die Basismotivation für das Judenhasser-Kompendium. Die Überspitzung soll
beim Leser die unterschwellige Ahnung erzeugen, dass hier etwas ganz und gar
nicht im Lot ist. Die selbe Strategie verfolge ich bei der Geschichte Ein
Seminar in Deutschland.
Wie lange haben Sie an „Gespräch auf einem absurden
Planeten“ geschrieben?
Wie es oft bei Kurzgeschichten ist, läuft ihr Schreiben
neben anderen Projekten ab. Immer, wenn mir wieder etwas besonders Abwegiges
oder Absurdes über den Weg lief, oder das Erlebte unerwartete Assoziationen
hervorrief, war das die Geburtsstunde einer weiteren Geschichte. Insgesamt hat
das Schreiben der „Gespräche“ rund fünf Jahre gedauert.
Sind Kurzgeschichten Ihre liebste Form der erzählenden
Literatur oder können Sie sich auch vorstellen einen zusammenhängenden Roman zu
schreiben?
Ich liebe alle meine Kinder. Beides hat seine faszinierenden
Elemente. Kurzgeschichten ermöglichen es dem Schreiber sozusagen, eine
Symphonie in 10 Sekunden aufzuführen. Romane erlauben den tiefen Einblick in
komplexe Geschehnisse, die menschliche Seele und ihre (Irr)wege. Meinen ersten
abgeschlossenen Roman werde ich Ihnen demnächst vorstellen. Der Roman, an dem
ich gerade schreibe, werde ich – wenn alles gut geht – zum Ende des Jahres
veröffentlichen.
Haben Sie schon Ideen für zukünftige Bücher?
Ich habe eine Ideendatenbank für Erzählkonzepte, Romane und
Drehbücher, die ich auf gut Neudeutsch Plotbase nenne. Ihr Inhalt reicht
für gut zwei bis drei Schriftstellerleben.
Vielleicht am Ende noch einen kleinen Tipp für junge oder
angehende Autoren?
Da ich selbst noch nicht sehr arriviert bin, wäre es wohl
etwas anmaßend, anderen Autoren Ratschläge zu erteilen. Vielleicht das: Lasst
euch nicht von Lektoren demotivieren!
Hier geht es zu: Gespräche auf einem absurden Planeten – Emil Horowitz
Und hier zu meiner Rezension.
Vielen vielen Dank an Herrn Horowitz
für das spannende und sehr inspirierende Interview!
Ich hoffe, es gefällt euch und
vielleicht hilft es euch auch weiter. Bis Bald! Svenja
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