Mein Wecker
klingelte. Genervt haue ich drauf und schaue auf die Uhr. 6.00 Uhr. Scheiße,
ich hatte vergessen den Wecker vorzustellen. Ich muss um 7.30 am Krankenhaus
sein. Ich brauche Zeit um mich perfekt vorzubereiten. Mindestens zwei Stunden.
Verdammt. Der Kontrollfreak in mir spielte verrückt. Mist. Ich zog die
rausgelegten Sachen an. Und dann verschwand ich für eine halbe Stunde im Bad.
Frühstück würde ich auslassen. Ich war viel zu nervös und irgendetwas herunter
zu bekommen. Noch fünf Minuten, dann musste ich spätestens losfahren. Ich
atmete tief durch, bevor ich aus der Haustür ging. Schaute noch einmal in den
Spiegel. Ich hatte meine sei mutig Frisur, mein sei mutig Outfit und ich war
bereit für meinen ersten Tag als Assistenzärztin.
Das Krankenhaus
war groß und erschreckend grau. Wir sollten uns in der Notaufnahme einfinden.
Dort standen schon ungefähr zwanzig andere nervöse Neue. Ich stellte mich zu
ihnen und versuchte so selbstbewusst wie möglich zu wirken. Der zuständige Arzt
näherte sich.
„Hallo und Willkommen.
Ihr seid einige der wenigen Auserwählten. Ihr seid auserwählt worden von diesem
Krankenhaus aus Hunderten Bewerbern, doch auch ihr werdet es nicht alle
schaffen. Wenn sie neben sich blicken, links und rechts, beide werden weg sein.
Nur etwa ein Drittel wird nachher in diesem Beruf arbeiten und unsere
Ausbildung schaffen. Einige werden früh aufgeben und sehen, dass der Job nichts
für sie ist. Andere werden es merken, wenn der erste Patient von ihnen
gestorben ist und andere werden aus persönlichen Gründen gehen. Zu wenig Zeit,
zu viel Stress, zu wenig Schlaf. Über achtundvierzig Stunden zu arbeiten wird
keine Seltenheit sein. Ihr seid Assistenzärzte. Ihr macht alle Arbeiten, die
man euch aufträgt. Jeden kleinen Handgriff, auf den wir Oberarzte nicht scharf
sind. Ihr seid im Grunde unsere Hände und wir sind euer Gehirn. Ihr seid die
Hände, die den Müll rausbringen und Rektaluntersuchungen machen. Doch diese
Hände werden vom Gehirn lernen und irgendwann werden sie auch zum Gehirn, naja,
ein Drittel der Hände. Im Grunde also nur drei Finger und ein paar
Zerquetschte. Nun aber genug davon. Ich werde euch jetzt euren Aufenthaltsraum
zeigen und den Ort, an dem ihr Schlafen könnt. Denn von nun an ist das
Krankenhaus euer zu Hause. Ihr werdet hier mehr Zeit verbringen als an
irgendeinem anderen Ort. Das Krankenhaus ist wird eure Familie werden und für
euch sorgen, solange ihr auch für uns sorgt. Und nun folgt mir. Ich zeige euch
das Krankenhaus. Mein Name ist Dr. Milvort.“
Alles klar.
Alles klar. Ich werde die sein, die hier hinausgeht mit einem Arztmantel. Ich
werde zu dem Drittel gehören. Bloß nicht zu nervös werden. Bleibe ruhig.
Versuche dir die ganzen Räume einzuprägen, sagte ich mir selber, aber ich
wusste, dass ich mich wahrscheinlich schon heute verlaufen würde. Von der
Notaufnahme ging es in den Aufenthaltsraum, dann zu den OP’s.
„Hi, mein Name
ist Emma“, stellte sich das Mädchen neben mir vor. „Cynthia“, antwortete ich
und ich wusste, dass sie nicht zu dem Drittel gehören würde. Zu nett in diesem
Job. Sie würde die Patienten zu nah an sich heranlassen. Damit hatte ich
sicherlich nicht so viele Probleme. Man nannte mich eiskalt und mir war es nie
einfach gefallen Freunde zu finden. Doch das sollte sich nun ändern. Ich würde
nur im Job eiskalt sein und sonst würde ich mich ändern. Schon alleine aufgrund
dieses heißen Typens, mit dem ich gestern lange in einer Bar saß. Sehr lange.
Wir unterhielten uns. Sehr lange. Und er war richtig nett. Komisch, aber nach
einer Nacht kann man es eigentlich gar nicht wissen, aber ich konnte mir
vorstellen, dass wir toll zusammenpassen würden. Er war auch Arzt und zudem war
er gut. Verdammt gut. Im Bett. Naja,
eher gesagt im Auto.
Ich versuchte
die Gedanken schnell wegzuwischen und konzentrierte mich wieder auf die
Führung.
Dann wurden wir
Ärzten zugeteilt. Meiner hatte von hinten blonde Haare, Locken. Nein, das
konnte nicht sein. Das war mein Arzt. Ich meine DER Arzt. Er war also nicht nur
verdammt gut im Bett, sondern auch ein verdammt guter Kardiologe. Auf einmal
fühlte ich die blauen Flecken an meinem Rücken. Der Schalthebel erinnerte ich
mich dunkel und setze das beste gekünstelte Lächeln auf das mir möglich war.
Eure Svenja
Writing Friday ist eine Aktion von readbooksandfallinlove.
Jeden Monat gibt es neue Schreibaufgaben. Das
bedeutet: Verschiedene Themen, zu denen man Kurzgeschichten oder
Gedichte schreiben kann.
Jeden Freitag werden die Beiträge dann veröffentlicht.
Hier kommt ihr zu dem Beitrag von readbooksandfallinlove: Writing Friday April 2018
Heute
habe ich mir die Aufgabe ausgesucht eine Geschichte zu schreiben zu dem Thema: Du
hast gerade deinen ersten Arbeitstag als Assistenzarzt im Krankenhaus.
Beschreibe einer Freundin ein besonders verstörendes Erlebnis.
Ich würde mich sehr über eure Rückmeldung freuen und auch über Tipps.
Liebe Grüße und bis zum nächsten Post
Eure Svenja
Hallo^^
AntwortenLöscheneine schöne Geschichte, die mich ein bisschen an den ersten Tag von Meredith in Grey's Anatomy erinnerte :)
Schönes Wochenende!
Danke!
LöschenAch daran habe ich gar nicht gedacht. Aber stimmt ein wenig.
LG Svenja
Hehe - ja ein bisschen wie bei Meredith - aber sehr gut geschrieben. Man spürt die Aufregung und den Willen es zu schaffen. LG
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